Das Mahnmal für die Opfer des Donauwörther Kinderheims wurde am 4. Mai 2023 durch Betroffene enthüllt
Im Vorübergehen sind sie zu übersehen, die Scherben unter dem begehbaren Glas, das in die Treppenanlage vor dem Kloster Heilig Kreuz in Donauwörth eingelassen ist. Auf dieser Gestaltung ist auch das Denkmal von Ludwig Auer, dem geschätzten Gründer des Cassianeums, platziert.
Im dazugehörigen Kinderheim waren Säuglinge, Kinder und Jugendliche in den Jahren von 1952 bis 1967. unsäglichen Verhältnissen ausgeliefert. Nahrungsentzug, Gewaltexzesse, massiver sexueller Missbrauch, den in besondere Weise der Enkel des Gründers, der Priester Max Auer zu verantworten hatte.
Jahrzehntelang kämpften Missbrauchsopfer für die Wahrnehmung und Anerkennung ihres Leides. In dem im Jahr2018 begonnenen Aufarbeitungsprozess durfte ich als Ansprechpartner und Künstler mitwirken.
Immer noch bin ich tief berührt vom dem Vertrauen, das mir von den Betroffenen geschenkt wurde.
Alles beginnt mit der Wahrnehmung!
Was für eine schmerzliche und beschämende Wahrnehmung all des Leides!
Was für eine schmerzliche und beschämende Wahrnehmung des jahrzehntelangen Vertuschens!
Alles beginnt mit der Wahrnehmung, der Wahrnehmung der Personen, ihrer Anliegen, des Ortes…
Eine Idee entsteht, jetzt ist sie Wirklichkeit geworden.
Die Scherben, die jahrzehntelang unter den Teppich gekehrt wurden, sind sichtbar geworden.
Der rote Teppich, der sogenannten Würdenträgern ausgebreitet wurde, ist aufgerollt.
Weder die Scherben noch der Teppich, in den der Text
Leid und Schmerz, Versagen und Schuld
nicht länger unter den Teppich kehren
Missbrauch und Gewalt endlich wehren
Leben und Liebe wirklich ehren.
eingeschnitten ist, sind weggeräumt.
Sie möchten erinnern und mahnen, die Zerbrechlichkeit und die Verletzlichkeit des Lebens
und heilsamen und schönen Momente, die im Farbprisma sich zwischen all den Scherben aufscheint, wahrzunehmen.
Martin Knöferl
Ansprache eines Betroffenen
(Er ist durch ein Gehirnhautentzündung eingeschränkt und lebt in einer betreuten Einrichtung)
Hallo Miteinander!
Mein Name ist ….…. Mit 6 Jahren kam ich nach Donauwörth und mit 16 Jahren wieder raus. Etwa 800.000 Säuglinge, Kinder und Jugendliche mussten zwischen 1949 bis 1975 ihre Kindheit und Jugend in kirchlichen und Staatliche Erziehungsheimen verbringen. Ihre vielfach traumatischen Erlebnisse wurde Jahrzehnte totgeschwiegen und darum möchte Ich im Zusammenhang mit der Einweihung den Nachfahren von Auers und allen heute da sind sagen, Albträume sind immer wieder da, von den Schlägen und eingesperrt werden usw. Meine Frau muss woanders schlafen, weil ich um mich schlage, wenn ich Alpträume habe. An alle Betroffenen möchte ich ermutigen daran zu arbeiten, das das Leben ein wenig leichter wird. Es lohnt sich wirklich. Wir haben zu lange geschwiegen und darum hatten sie so eine Macht über uns und das muss jetzt anders werden. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, Ich habe auch gemeint niemanden zu brauchen, bis ich massive Selbst Mord Gedanken bekam. Meine Psychologin ist heute auch dabei, sonst wäre ich nicht da.
Danke und einen schönen Tag noch
Fotos von der Enthüllung
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