Von Fritz Endres
Hörzhausen/Peutenhausen. In den großen Produktionshallen der Firma Schnell Trainingsgeräte in Peutenhausen befindet zurzeit ein Teil des Mahnmals gegen Missbrauch und Gewalt, das auf dem Vorplatz des ehemaligen Kinderheimes Heilig Kreuz der Pädagogischen Stiftung Cassianeums in Donauwörth aufgestellt werden wird, seinen letzten Schliff. In das acht Millimeter starke Edelstahlblech mit dem Ausmaß von einem Quardratmeter wurde vom Steinmetzbetrieb Erich Kugler in Königsmoos der Text“ Leid und Schmerz, Versagen und Schuld, nicht länger unter den Teppich kehren, Missbrauch und Gewalt endlich wehren, Leben und Liebe wirklich ehren“ in Wasserstrahltechnik ausgeschnitten und bei der Firma Stefan in Langenmosen mit schweren Maschinen zu einem Teppich aufgerollt. Die Teppichrolle wurde nun geschliffen und mit roter Farbe beim Unternehmer Schnell in Peutenhausen pulverbeschichtet und bei zweihundert Grad getrocknet. Der Abteilungsleiter der Pulverbeschichtung Richard Weindl hat viel Erfahrung für diesen Arbeitsgang. Nach dem Transport nach Donauwörth wird der Teppich neben einem in den Boden eingelassenen begehbaren Glas, unter dem sich Scherben befinden, montiert. Die Ausführung dieses Elements haben die Firma Glaserei Dallinger in Pöttmes und Metallbau Ostermeier in Aresing unter den Vorgaben des Hörzhausener Künstlers Martin Knöferl ausgeführt. Er war wieder einmal der künstlerische Ideengeber und Organisator.
Peter Kosak, Direktor des Schulwerk der Diözese Augsburg, der gleichzeitig Stiftungsvorsitzender des Cassianeums in Donauwörth ist, hat sofort nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe in Absprache mit Weihbischof Florian Wörner, dem Leiter der Hauptabteilung Schule deren Aufklärung initiiert. In dem 1916 eröffneten Erziehungsheim der Stiftung Cassianeum in Donauwörth waren jahrelang sexueller Missbrauch und eine von Gewalt geprägte Erziehung an der Tagesordnung. Dies ist das Ergebnis eines vom Bistum Augsburg 2019 vorgestellten Untersuchungsberichts zu den Vorfällen seit den Fünfzigerjahren. Der pensionierte Richter Manfred Prexl sprach von „überbordender Gewalt“, die in dem Donauwörther Heilig-Kreuz-Kinderheim ungehindert geschehen konnte. Im Jahr 1977 wurde es geschlossen. Zwei Heimkinder hatten den Missbrauch 2018 öffentlich gemacht. Für den Bericht hatte Prexl im Auftrag des damaligen Augsburger Bischofs Konrad Zdarsa zusammen mit Kollegen die damaligen Vorfälle untersucht. Nach den Schilderungen der Beteiligten in Donauwörth hätten die Kinder damals schwerwiegende „physische und soziale Gewalt“ erlebt, berichtete Prexl. Zwei Männer und eine Frau seien zudem vom Pädagogischen Direktor des Heimträgers teils jahrelang „in massiver Weise sexuell missbraucht“ worden. Zweifel an den Schilderungen gebe es nicht, sagte Prexl. Alle Beschuldigten seien aber bereits gestorben.
Seit Beginn der Aufklärung treffen sich die Betroffenen zu regelmäßigen Begegnungen, bei dem Fragen der Anerkennung des Leids, einer finanziellen Entschädigung, der Annahme des Abschlussberichtes besprochen werden. Peter Kosak hat von Anfang an Martin Knöferl als erfahrenen Gesprächspartner in schwierigen Gesprächssituationen und als Künstler in Absprache mit den Betroffenen dazu eingeladen. In den Gesprächen wurde deutlich, wie schmerzhaft die lange Verweigerung der Anerkennung des erlittenen Leides ist. So entstand die Idee für das Mahnmal, das im Mai in Anwesenheit der Betroffenen seiner Bestimmung in Donauwörth übergeben wird. SZ
(Foto: Endres)
Ein Mahnmal gegen sexuellen Missbrauch und Gewalt im ehemaligen Donauwörther Heilig Kreuz Kinderheim Cassianeums bekommt gerade bei der Firma Schnell Trainingsgeräte in Peutenhausen den letzten Schliff. Die Edelstahlplatte wurde pulverbeschichtet. Richard Weindl hat sie mit roter Farbe besprüht. Das Projekt wurde gemeinsam mit Hörzhausener Künstler Martin Knöferl auf dem Weg gebracht.