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Wenn die Gabe zur Aufgabe wird

Hörzhausen (SZ) Martin Knöferl, Hörzhausener Bildhauer, wagt sich in ein großes Abenteuer: Er hat sich eine Galerie gebaut, für eigene Objekte und für die anderer Künstler. In wenigen Tagen wird sie eingeweiht.

Es ist ein beeindruckender Bau, der da entstanden ist, er soll der Kreativität, dem Miteinander und der Kunst dienen. Wie genau, das steht heute noch in den Sternen. „Ich bin gespannt, was alles auf mich zukommt“, sagt Martin Knöferl, aber er sagt das mit festem Blick, voller Zuversicht.
Als Bildhauer ist er genau genommen ein Neuling. Kaum fünf Jahre ist es her, dass er begann, sich ernsthaft mit dem freien Gestalten auseinander zu setzen. Seine Liebe zum Handwerklichen ist allerdings nicht ganz so neu.
„Meine Mutter hat mir als Kind einen Werkzeugkasten zu Weihnachten geschenkt“, erinnert er sich, wissend, dass seine Mutter wohl gewisse Talente früh erkannt hatte. Das Geschenk zeigte Wirkung. Von Jugend an zog es den gebürtigen Weilenbacher in Werkstätten, das Arbeiten mit Holz verlieh ihm stets tiefe Befriedigung.
Mit den Jahren wuchs die Werkstatt, und was da heute in seinem Haus in Hörzhausen, wo er seit vielen Jahren lebt, an Gerätschaften herumsteht, kann sich sehen lassen. Profiqualität, die nicht nur zum Ansehen ist, so gut wie alle Möbel im Haus hat er selbst gebaut. Nicht nur das: Sie sind auch selbst designt. „Es wäre ja Quatsch gewesen, wenn ich Stangenware nachbaue, IKEA kann das viel günstiger machen.“
So verfeinerte Martin Knöferl mit der Zeit seine Fertigkeiten. Vor und nach der Arbeit, er ist Religionspädagoge, war früher Gemeindereferent in Mühlried, heute leitet er die Stelle für Supervision im Bistum Augsburg.
Vor fünf Jahren war er es, der emotional in Bedrängnis geriet. Jemand, der ihm nahe stand, erkrankte schwer. Martin Knöferl spürte den inneren Drang, etwas zu machen. Ein paar Glasscherben fielen ihm in die Hand, wenn er darüber erzählt ahmt er die Bewegung von damals nach, wie er mit den Fingern über das Glas fährt, er nahm das Glas, ging in die Werkstatt und schaute, was passierte. Es kam ein Bildhauerobjekt heraus. Dann noch eines, schließlich ein weiteres. Der Schaffensprozess hatte begonnen. Martin Knöferl hatte den Bogen von der ästhetischen Schreinerei zur Holz-Glas-Kunst geschlagen.
Raum der Ruhe
Dann ging alles sehr schnell. Er bewarb sich mit einigen Objekten bei Kunst am Gut, plötzlich sah er sich am Prielhof ausstellen. Und ein Freund an der Kinderklinik in Neuburg fragte ihn, ob er nicht einen Ort der Ruhe für die Kinder schaffen möchte. Das tat er dann.
Dabei machte er sich einen langen, dunklen Gang zu Nutze, durch den die Kinder gehen müssen, ehe sie in den Raum gelangen. Dort bekommen sie eine geschliffene Glasscherbe und dürfen sie in eines von 40 Kästchen legen, die in einen vier Meter breiten gemalten Regenbogen integriert sind. Und dann wird das Licht hinter den Kästchen angemacht, die Scherben beginnen zu leuchten. „Die Kinder verstehen, was damit gemeint ist“, sagt Knöferl.

Licht, das ist etwas, mit dem er sich auseinander setzt. „Es gibt keine Farbe ohne Licht“, sagt er. Und es geht um noch mehr: „Ich stelle mich hin, und ich frage mich: In welchem Licht stehe ich“. Das kann er zum Beispiel auch mit seinen Hoffnungszeichen tun, er kann sich davor stellen, und die Wahrnehmung fokussieren. „Manche Menschen spricht das direkt an“, hat er festgestellt, und über die Jahre ist er draufgekommen, dass es besonders die sind, die schon mal in einer Bedrängnis, in einer Krise waren. Dann nämlich bekommen Begriffe wie Hoffnung, wie Glaube eine ganz neue Bedeutung.
Hoffnungszeichen
Knöferl steht vor einem länglichen Stück Holz, er nennt es: Hoffnungszeichen. Ein Spalt macht sich auf, nach hinten wird er breiter, er öffnet sich zum Licht – die Sprache gibt da sehr leicht das wieder, was vom Objekt symbolisiert wird. Auch bei dem Stück nebenan: Zerbrechliche, zerbrochene Glasscherben sind in Holz gefasst, werden vom Holz zusammen gehalten.
Holz, das steht bei Martin Knöferl für das Vergängliche, Glas dafür, dass etwas von außen dazu kommt, vielleicht herein kommt, womöglich auf einen zugeht. Es geht ums Ganze. „Was ich mache, hat immer eine religiöse Dimension“, sagte er mit seiner ruhigen, festen Stimme, „der eine wird es sehen, der andere womöglich nicht.“
Inzwischen ist die Gabe zur Aufgabe geworden. Mit Folgen: Seine Arbeiten füllen Grundstück, Räume, irgendwann platzte alles aus den Nähten. Der Familienrat tagte, eines Tages wurde eine Entscheidung getroffen: ein Neubau, Galerie und Büro – und die Möglichkeit Veranstaltungen zu machen.
Die wachsen gerade. Im Herbst wird Pater Norbert Becker kommen und singen. Einen Abend soll es geben, der sich um Paare dreht, dann wird Richard Gruber Objekte mitbringen, dazu Objekte des verstorbenen Künstlers Ernst Steinacker und Musik. Oder: Der frühere Schrobenhausener Jugendseelsorger Franz Reinhard Daffner wird im Advent selbst komponierte Lieder singen. Auch der Besuch eines Künstlers, der Eisskulpturen mit der Motorsäge schafft, ist bereist unter Dach und Fach.
Einweihung
Zunächst allerdings wird erst einmal gefeiert. Die Einweihung der Galerie, die den Namen „Forum 11“ bekommen hat, steht an. Nach all der Anstrengung der Bauarbeiten – vieles hat er selbst gemacht – ist nun die Zeit gekommen, durchzuatmen, sich zu freuen, zu genießen. Am Sonntag, 18. September, steht von 10 bis 18 Uhr ein Tag der offenen Tür in der Siedlungsstraße 11 in Hörzhausen an. Dann werden die Besucher nicht nur die Galerie und Knöferls Arbeiten sehen können, sondern auch einige seiner Möbel und den von Bildhauerkollege Richard Gruber entworfenen Steinboden.
Am Freitag davor freut sich Martin Knöferl schon jetzt auf den Besuch von Weihbischof Josef Grünwald, Regionaldekan Werner Dippel sowie vielen Freunden und Bekannten. Am Samstag gibt es um 19.30 Uhr ein Konzert mit dem Liedermacher Johannes Seibold; wer teilnehmen möchte, kann sich unter kontakt@martin-knoeferl.de anmelden. Ach ja, und einer wird womöglich auch unter den Gästen sein, der für Martin Knöferl von ganz besonderer Bedeutung ist: Jener ihm nahe stehende Mensch, von dem schon die Rede war. Denn der hat die schwere Krankheit gut überstanden.

Von Mathias Petry

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